Da war es wieder: das eCasting!

Das E steht vielleicht gar nicht für „electronic“, sondern für „eigenverantwortlich“? Frei nach dem Motto „Macht das doch selbst zu Hause“, bekommt man alle Infos, die man sonst auch bekommt, aber man hat keinen Termin, sondern nur eine Deadline. Caster haben ein gut ausgeleuchtetes Studio und eine gute Kamera. Man geht hin, sie geben einem Feedback und man gibt sein Bestes. Eine Kamera hat ja mittlerweile auch jedes Smartphone. Aber ein gut ausgeleuchtetes Studio? Egal, stellt man eben ein paar Lampen um oder macht es tagsüber, wenn es hell genug ist.

Während man aber zum Casting einfach allein hingehen kann, ist ein eCasting allein zu machen ungleich schwerer. Man braucht ein Stativ oder zumindest eine Konstruktion, die dem nahe kommt. Bloß wird dann gerne verlangt „und dann aufziehen auf eine Totale“. Spätestens da braucht man jemanden, der einem hilft. Oder man schneidet unterschiedliche Einstellungen zusammen. Schnittprogramme hat ja inzwischen auch jedes Smartphone. Aktuelles Portrait. Also das auch gleich noch mitmachen? Und auch wenn fast jeder die Voraussetzungen für die Er- und Bearbeitung hat, so weiß doch nicht jeder, wie man mit den Programmen umgeht.

Der größte Nachteil ist meiner Meinung nach jedoch: Man muss es sich selbst angucken und kann es ja immer nochmal machen. Und da scheitere ich jedes Mal. Als mein größter Kritiker finde ich keine Aufnahme gut genug oder entdecke Möglichkeiten, wie man es noch hätte machen können. „Da habe ich irgendwie doof geguckt“, „Sollte ich mich schnell rasieren?“, „Hätte ich mich doch nicht rasieren sollen?“, „Vielleicht doch mit/ohne Brille?“, etc.

So ein Mist! Die Deadline! Schnell uploaden! Wie sollten die Dateien bezeichnet werden? Wieso läuft der Upload so langsam? Klappt das noch rechtzeitig? Vielleicht schnell doch noch die Auflösung ändern, damit das Video nicht so groß ist?

Ja, am Ende schaffe ich es immer. Aber lieber gehe ich zu den netten Castern, werde an die Hand genommen und gehe wieder, ohne mein Casting gesehen zu haben. Dann habe ich nur mein Gefühl, wie es gelaufen ist. Und das ist alles, was ich brauche.

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